Beitrag vom 07.06.2024 (Quelle anpfiff.info)

 

 

FSV stellt sich neu auf: Babybauch ermöglicht Rückholaktion

 

Nach dem Abstieg aus der Kreisliga mit nur zwei Siegen aus 30 Partien stellt sich der FSV Unterleiterbach neu auf. Unter anderem mit einem durchaus überraschenden Trainerwechsel. Schließlich hatte man mit Uwe Ernst schon im November verlängert. Dann aber ebnete ein Babybauch den Weg für eine spektakuläre Rückholaktion...

 

von Marco Heumann

 


Ebings Florian Eiermann (li.) ist der Sieger im Kopfballduell gegen Björn Vogel.


„Uwe Ernst hat bei uns sehr, sehr gute Arbeit geleistet!“ Jochen Hetzel spart nicht mit Lob für den 55-Jährigen, der den Abstieg des FSV Unterleiterbach nicht verhindern konnte. Nur zwei Siege, aber 25 Niederlagen und am Ende 108 Gegentore sowie 23 Punkte Rückstand ans rettende Ufer – eine Horrorbilanz, die der Abteilungsleiter aber auf keinem Fall dem Trainer anlasten will. Im Gegenteil! „Uwe Ernst hat sich toll für die Mannschaft eingesetzt und war sogar bereit, zusätzliche Trainingseinheiten anzubieten.“

 

Zurück beim FSV: Björn Vogel (li.) - hier 2022 gegen den Ebensfelder Tobias Hopf.

 

Zu wenig Durchschlagskraft in der Offensive

Das größte Problem konnte der frühere Regionalliga-Spieler aber nicht beheben. „Uns hat es an Durchschlagskraft in der Offensive gefehlt“, erklärt Jochen Hetzel. Zwölfmal blieb man ohne eigenen Treffer, in 14 weiteren Partien gab es nur einen und insgesamt gerade einmal 26 in 30 Spielen – der mit Abstand schlechteste Wert in der Kreisliga. Vor allem aber einer, mit dem es wohl auch in der Kreisklasse schwer geworden wäre. „Unser Fokus in Sachen Zugänge lag ganz klar bei einem torgefährlichen Stürmer.“

Mit Jens Schmidt, der für die (SG) FC Lauf/SV Zapfendorf 2 in der zu Ende gegangenen Runde in der A-Klasse 16 Mal erfolgreich war, wurde zwar ein Angreifer, der in dieses Raster passt, gefunden. Aber alleine sollte die Knipser-Last nicht auf den Schultern des Zugangs lasten.

Dass sie das nicht muss, dafür spielt ein Babybauch eine nicht unerhebliche Rolle. Der sorgte nämlich dafür, dass man beim FSV eine Rückholaktion einfädeln konnte, die „nicht auf taube Ohren stieß“, wie es Jochen Hetzel schmunzelnd beschreibt.

Björn Vogel kehrt nach einem Jahr beim ASV Sassanfahrt, wo er gemeinsam mit Thorsten Oehrl ein Trainerduo bildete, zurück nach Unterleiterbach.

Schon von 2021 bis 2023 war der 32-Jährige, der – wie auch Jochen Hetzel – in Zapfendorf wohnt, Spielertrainer beim FSV, erst in der Bezirks- dann in der Kreisliga. 21 beziehungsweise 17 Tore erzielte er in den beiden Spielzeiten. In Sassanfahrt waren es dann gar 32 in 30 Partien, mit denen sich der Rückkehrer die Torjägerkanone der Kreisliga sicherte und wieder einmal bewies, dass er zu den Top-Angreifern der Region gehört.

Aus nach einem Jahr: Uwe Ernst.

Das zweite Kind als Wegweiser

Womit wir beim Babybauch wären. „Ich habe mitbekommen, dass sich bei seiner Frau im Bauch etwas rührt“, grinst Jochen Hetzel. Das zweite Kind der Vogels, das sich angekündigt hat, sorgte dafür, dass der Abteilungsleiter bei seinem Ex-Coach vorfühlte, ob er sich denn eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte vorstellen könne. Schließlich sei die Zusammenarbeit in den zwei Jahren immer richtig gut gewesen. „Außerdem ist es mit zwei Kindern vielleicht auch nicht so unwichtig, wenn man weniger Zeit auf der Straße liegen lässt.“

In den gemeinsamen Gesprächen wurde dann schnell klar, dass die Rückholaktion klappen könnte. „Wir haben uns dann neu orientiert und das auch mit Uwe Ernst besprochen.“ Als klar war, dass der 55-Jährige den Weg freimacht, war der Königstransfer des FSV schnell in trockenen Tüchern.

Statt weiter in der Kreisliga coacht Björn Vogel künftig in der Kreisklasse. Die ist für ihn – von einzelnen Einsätzen für die Zweite des TSV Ebensfeld oder des FC Oberhaid einmal abgesehen – Neuland und auch für den Verein lange unbekanntes Terrain. Letztmals gab es am Anfang des Jahrtausends ein einjähriges Gastspiel in der Kreisklasse.  

Neu beim FSV: André Bullmann (li.) - hier im Trikot des SV Zückshut gegen den Wernsdorfer Patrick Haas.

 

Kreisklasse nur als Intermezzo?

Ob es auch diesmal nur ein Intermezzo werden wird? Abwarten! Zumindest in der Offensive dürfte das Team mit den knapp 50 Toren, die man verpflichten konnte, überdurchschnittlich gut aufgestellt sein. „Wir wollen uns zunächst einmal wieder berappeln und den Zuschauern nach zwei Jahren, in denen wir 50 Mal verloren haben, wieder besseren und erfolgreicheren Fußball bieten“, mag Jochen Hetzel den Erwartungshorizont nicht zu hoch schrauben. Ein Platz im vorderen Mittelfeld dürfe es aber auf jeden Fall sein.

Neben den beiden Genannten hat man für dieses Ziel mit André Bullmann (30 Jahre) einen Mittelfeldspieler vom SV Zückshut verpflichtet, der in seiner anpfiff.info-Statistik mehr als 300 Einsätze mit 81 Toren, eines davon in 24 Spielen der vergangenen Runde, stehen hat. Der vierte Zugang ist Elias Leicht aus der U19 der (SG) Kraiberg, der in der Saison 2023/2024 in drei Partien für die Reserve der SpVgg Rattelsdorf auch schon erste Erfahrungen im Herrenbereich sammeln konnte.

Er hört auf: Daniel Alt (li.) - hier 2021 gegen den Zapfendorfer Johannes Bontjes.

 

Es gibt auch vier Abgänge

Nicht mehr im Kader stehen wird dagegen Daniel Alt. Der Routinier beendet mit 36 Jahren nach drei Spielzeiten beim FSV mit 74 Partien und sieben Toren seine Karriere im Herrenbereich und will künftig für die Senioren des TSV Ebensfeld auflaufen.

Carlo Christa zieht nach einem halben Jahr und zehn Einsätzen weiter. Der 30-Jährige übernimmt beim SVM Untermerzbach im Spielkreis Coburg-Kronach-Lichtenfels eine neue Aufgabe als Spielertrainer.

Der 30 Jahre alte Joel Masson (19 Einsätze/zwei Tore) – im Sommer mit Uwe Ernst zum FSV gekommen – zieht nach dem Abschied des Trainers weiter zum Kreisliga-Aufsteiger Post-SV Bamberg.

Als besonders schmerzhaft empfindet Jochen Hetzel den vierten Abgang, betrifft er doch ein Eigengewächs. Der 20-jährige Dominik Kraus (26/0), einer der wenigen jungen Spieler im Team, wechselt zum TSV Ebensfeld, wo er wieder mit den Freunden aus gemeinsamen Tagen im Jugendbereich zusammenkicken möchte.