Beitrag vom 21.10.2016 (Quelle anpfiff.info)

 

 

"Wir wussten, dass es schwer wird"

 

FSV Unterleiterbach sucht nach dem Ausweg

 


von
Bernd Riemke

 

 
Die Schwarz-Gelben befinden sich im verflixten zweiten Jahr eines Aufsteigers. Hinsichtlich des FSV Unterleiterbach schlägt das Sprichwort, nachdem sich ein Vorjahresaufsteiger deutlich schwerer tut, bislang brachial zu. Die Jefkay-Elf ist oft nicht schlechter als der Gegner, belohnt sich aber zu selten für den eigenen Aufwand.
 
Als Lutvi Jefkay letztmalig das Kommando in Unterleiterbach übernahm, saß der FSV im März 2013 auf einem Abstiegsplatz in der Kreisliga Bamberg fest. Nach einer starken Rückrunde sicherte sich der Verein ein weiteres Jahr Ligazugehörigkeit und Jefkay nahm sich eine schöpferische Auszeit. Im Sommer 2015 ist der FSV nach dreijähriger Auszeit wieder in die Bezirksliga zurückgekehrt und mit ihm seit Saisonbeginn Lutvi Jefkay auf der Trainerbank. In Benjamin Schmitt und Markus Scholz haben zwei echte Identifikationsfiguren und Leistungsträger den Verein verlassen. Verstärkt haben den Kader im Gegenzug Angreifer Carlo Christa und Abwehrmann Dominik Betz, der aus der U19 des SV Memmelsdorf den Weg ans Mainufer fand. Zwei Akteure aus der Kategorie U23, die damit exzellent in das Gefüge der Schwarz-Gelben passen – ein Gefüge jedoch, das einen geringen Altersdurchschnitt aufweist und dem es daher folgerichtig mitunter an der nötigen Erfahrung fehlt. „Wir haben viele junge Spieler, die manchmal noch zu hektisch agieren“, verweist Jefkay daher auf die Nachverpflichtung von Daniel Nöth, der sich dem FSV anschloss als sein Trainerengagement bei Kreisklassist FV Giech endete. Ihn zu holen habe sich aufgrund seiner Erfahrung schlicht und ergreifend aungeboten, so Jefkay weiter, der mit Nöth auf eine gemeinsame Vergangenheit bei der DJK Tütschengereuth aus der Saison 2006/07 blickt. Nöth reiht sich damit in eine kleine Gilde derer ein, die das 25. Lebensjahr bereits abgeschlossen haben. Sebastian Ambros und Franz Schmuck sind neben der zentralen Allzweckwaffe Serge Melle darüber hinaus die einzigen.

Personallmisere beinahe aller Orten

Die mögliche Unerfahrenheit in brenzligen Spielsituationen ist es jedoch nicht alleine, die den FSV Unterleiterbach nach 13 Spieltagen mit gerade einmal acht Zählern auf den ersten der beiden direkten Abstiegsränge gespült hat. „Wir können Fußball spielen, die Jungs brauchen nur etwas Zeit. Trotzdem vermisse ich beim Training auch die 100%ige Einstellung“, bemängelt Jefkay den teilweise fehlenden unbedingten Willen, sich unter der Woche für die bevorstehende Aufgabe am Sams- oder Sonntag zu quälen. Dass obendrein Urlauber, Kranke, Verletzte und Schichtarbeiter für einen ausgedünnten Haufen auf dem Trainingsplatz sorgen, macht eine gezielte Vorbereitung nicht unbedingt leichter. „Als Trainer bin ich dafür zuständig, dass die Spieler fit werden. Nur manchmal sind mir da auch die Hände gebunden. Das merken wir dann nach etwa 70 Minuten, wenn die Kraft nachlässt“, weiß Jefkay indes genau, wo es den Hebel anzusetzen gelten würde. Aufgeben gilt nicht, lautet anderseits die Devise und dazu besteht auch nicht der geringste Anlass. Zwar trat Unterleiterbach aus Ebing, Oberhaid und von Bosporus Coburg mit vier oder mehr Gegentoren die Heimreise an, doch in vielen Spielen agierte der FSV lange Zeit auf Augenhöhe und musste sich letztlich nur knapp geschlagen geben. In den jüngsten beiden Spielen allerdings sogar nach eigener 1:0-Führung.


 
Serge Melle (li.) agiert im zentralen Mittelfeld des FSV unauffällig, aber zuverlässig.  

 

„Wir wussten von Anfang an, dass es schwer werden würde“, erklärt Jefkay, der immerhin auf zwei Siege gegen die unmittelbaren Tabellennachbarn aus Stegaurach (2:1) und Ebern (4:0) blicken kann sowie auf zwei Achtungserfolge gegen Mitwitz (0:0) und Mönchröden (1:1) – alle zu Hause auf eigener Anlage. Gegen die Mönche wechselte sich Jefkay elf Minuten vor dem Ende sogar selbst ein – weil er einziger Auswechselspieler seiner Mannschaft war. Sinnbildlich für die Personalnot stehen außerdem Jochen Hetzel oder Jeremias Ross, zwei verdiente Spieler des FSV, die ihre Karriere in der 1. Mannschaft längst ausklingen haben lassen und sich dennoch bereitwillig zur Verfügung stellten, als das Team händeringend nach einsatzfähigen Akteuren suchte. Dieses Engagement und die Identifikation mit dem eigenen Verein stimmen Jefkay ebenso zuversichtlich wie die eigene ungebrochene Motivation, Woche für Woche vorwärts zu marschieren und seinen Spielern den Glauben an die eigene Stärke zu vermitteln. „Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen können. Aber dafür muss jeder noch ein paar Prozentpunkte zulegen“, nimmt der 45-Jährige seine Kicker in die Pflicht.

Der Trainer als Motivationsvorbild

Acht Punkte nach dreizehn Partien sind eine sehr magere Ausbeute. Doch der erste Relegationsplatzinhaber hat nur einen Zähler mehr auf dem Konto und selbst der elfte Rang, der den direkten Klassenerhalt bedeuten würde, ist aktuell nur zwei Siege entfernt. Genau solche Siege braucht der FSV dringend. Schon am Wochenende steht das Duell mit dem SV Merkendorf an. Ein Heimspiel gegen den Vorjahresdritten, der momentan selbst auf Platz zwölf in argen Nöten steckt. „Dass sie da unten stehen zeigt, wie stark die Liga in diesem Jahr wieder ist. Wir werden dennoch auch gegen den SVM versuchen, unser kontrolliertes Spiel durchzuziehen und dumme Gegentore zu vermeiden“, gibt Jefkay die Marschroute aus, mit der man sich Schritt für Schritt nach oben robben will. Unabhängig von der Tabellenkonstellation wäre nach fünf sieglosen Spielen ein Dreier wieder Balsam für die geschundene Unterleiterbacher Fußballerseele. „Wenn wir eins oder zwei gewinnen, schöpfen wir auch wieder neuen Mut!“ Lutvi Jefkay geht mit vollem Einsatz voran – auf dem Weg zum erhofften Klassenerhalt. Sei es auf direktem Weg oder über die Umleitung Relegation…