Beitrag vom 27.01.2019 (Quelle anpfiff.info)

 

 

Nur nicht wieder in den Fahrstuhl: Schuhe putzen für den Klassenerhalt

 

Rauf und runter, wieder rauf und… diesmal drinbleiben. Das ist das große Ziel des FSV Unterleiterbach, der sich in den letzten vier Spielzeiten unfreiwillig, das leidige Image einer Fahrstuhlmannschaft angeeignet hat. anpfiff.info sprach mit Torjäger Tobias Bayer, der den Schlüssel zum Ligaverbleib kennt…

 

von Bernd Riemke



 
   

Herr Bayer, Sie liefen als U19-Junior in der Saison 2012/13 erstmalig für die 1. Mannschaft des FSV auf. Da war Unterleiterbach nach acht Jahren wieder in die Kreisliga abgestiegen. Seither stehen mehr Spielzeiten in der Kreis- als in der Bezirksliga in der Vereinschronik. Warum ist es so schwer, sich oben zu halten?
Tobias Bayer: Das Spiel ist natürlich viel schneller und körperbetonter. Fehler werden nicht verziehen und führen meist unmittelbar zu Gegentoren. Wir sind aber meist nicht schlechter als der Gegner. Im letzten Jahr haben wir uns noch hinten reingestellt und auf Konter gewartet. Dieses Jahr spielen wir selbst aktiver mit. Das Problem ist aber, dass wir unsere Großchancen nicht nutzen und hinten leichte Abwehrfehler begehen.

Für die Kreisliga zu stark, aber für die Bezirksliga zu schwach? Das kann für Sie eigentlich nicht gelten, da Sie zwar auf dem Schleuderplatz überwintern, aber immer noch direkten Kontakt zum Mittelfeld haben.
Tobias Bayer: Mit dem Potenzial, das wir haben können wir auch Bezirksliga spielen. Wir haben einige gute Leute. Das Spiel gegen Merkendorf ausgenommen, war es auch bei den Spielen, die wir verloren haben, immer knapp.

Unabhängig vom Fahrstuhl der letzten Jahre, konnte Ihr Ziel als Aufsteiger von Beginn an nur Klassenerhalt lauten?
T
obias Bayer: Natürlich wollen wir auch guten Fußball spielen, aber das nützt uns nicht, wenn wir am Ende absteigen. Natürlich zählt primär der Klassenerhalt, aber dabei wollen wir uns eben spielerisch entwickeln. Gegen Frohnlach haben wir offensivst mit vollem Pressing gespielt und es hat sich gezeigt, dass das sinnvoll war.

 

 
Tobias Bayer (hier li. gegen Oberhaids Alexander Böhm) ist trotz seiner erst 24 Jahre Führungs- und Identifikationsfigur beim FSV.  

In der Tat haben Sie dem Ligaprimus in dessen Stadion eine empfindliche 1:4-Niederlage beigebracht. War das das Highlight der bisherigen Runde?
Tobias Bayer: Definitiv! Wir haben alles in dieses Spiel reingelegt als klar war, dass wir dort gewinnen, herrschte im Stadion eine grandiose Stimmung. Ich glaube, das halbe Dorf war da...

Den Schachzug, die vermeintliche Übermannschaft offensiv anzugehen, darf man getrost als taktische Meisterleistung bezeichnen. Ein Verdienst von Trainer Tobias Eichhorn. Wie wichtig war seine Verlängerung in der Winterpause?
Tobias Bayer: Es hat mich persönlich auf jeden Fall sehr gefreut. Er hat die Mannschaft technisch und taktisch enorm verbessert, aber gerade ich als Stürmer konnte mir auch viel von ihm abschauen. Ich hoffe, dass das unsere jungen Spieler ebenso beherzigen. Grundsätzlich hat er unser System verändert, weiß alles über den kommenden Gegner und bereitet und super auf das jeweils nächste Spiel vor.

Es sind ohnehin nur noch zehn Spiele, aber Sie haben mit Kleintettau, Ebing und Marktzeuln gleich ein richtungsweisendes Auftaktprogramm. Dazwischen das Heimspiel gegen Frohnlach, in das Sie nach dem Hinspiel sowieso als Favorit gehen…
Tobias Bayer (lacht): Frohnlach wird natürlich ein Bonusspiel. Unser Problem in der Vergangenheit war schon immer, dass wir gegen die direkten Konkurrenten zu viele Punkte liegen gelassen haben. Wenn wir einen sauberen Start mit drei Siegen aus den vier Spielen erwischen, schaut die Welt schon ganz anders aus. Dazu müssen wir in der Vorbereitung den Grundstein legen, damit wir topfit in die restlichen Spiele gehen.

Welche Stärken werden Ihrer Meinung nach am Ende zu Gunsten des FSV den Ausschlag geben?
Tobias Bayer: Uns zeichnet vor allem der Zusammenhalt aus, den wir in die Waagschale werfen. Außerdem hatten wir in den letzten drei Jahren jeweils eine Relegation zu spielen. Es wäre schön, wenn wir auch mal in die letzten drei Spieltage ohne den ganz großen Druck gehen könnten und nicht gezwungen sind bis zum allerletzten Spieltag Gas geben zu müssen.

Tobias Eichhorn ist bereit. Er geht mit dem FSV Unterleiterbach im Juli 2019 in seine dritte Sommervorbereitung.

Dennoch kann es natürlich auch schief gehen. Was dann…?
Tobias Bayer: Dann hat die Saison gezeigt, dass es nicht reicht und wir gehen wieder in die Kreisliga. Umso mehr geht es darum zu beweisen, dass wir als Mannschaft bezirksligatauglich sind! Beim FSV spielt gerade so etwas wie die „goldene Generation“, denn beinahe die Hälfte der Stammelf ist in meinem Alter und kommt aus der eigenen Jugend. Dazu sind Spieler wie Franz Schmuck, Sebastian Ambros oder Walter Epp inzwischen schon „Ur-Unterleiterbacher“ - wir sind also eine gewachsene Mannschaft, das ist ein Pluspunkt.

Als begeisterter Trompetenspieler geben Sie seit Jahren in der Offensive des FSV den Ton an und zählen regelmäßig zu den Topscorern im eigenen Team. Sehen Sie sich da auch in der Verantwortung voranzugehen?
Tobias Bayer: Rein sportlich gehört zu meinen Aufgaben nicht nur Chancen zu erarbeiten und Tore zu schießen, sondern eben auch Druck auf die Verteidigung auszuüben und Ballverluste des Gegners zu provozieren. Im Spiel versuche ich meinen Nebenleuten schon Hilfestellung zu geben, wenn es nötig ist.

Spüren Sie denn einen gewissen Druck auf Ihren Schultern, vorne treffen zu müssen?
Tobias Bayer: Ganz im Gegenteil. Unser Coach nimmt mir sogar den Druck. Wenn ich Chancen vergebe, muntert er mich auf und redet mich stark. Er hat mich auch wieder zurück ins Zentrum gestellt, das hat mir noch einmal einen zusätzlichen Schub gegeben.

Bitte vervollständigen Sie abschließend diesen Satz: Wenn wir die Klasse halten…
Tobias Bayer (lacht): Ich muss jetzt eh schon einen Kasten zahlen, weil ich dieses Interview gebe. Aber wenn wir die Klasse halten, putze ich während der Vorbereitung dem besten Torjäger dieser Saison die Schuhe…

Witzige Idee – aber der beste Torjäger sind Sie vermutlich wieder einmal selber…
Tobias Bayer (lacht): … dann muss die Mannschaft eben mir in der ganzen Vorbereitung die Schuhe putzen!