Beitrag vom 11.11.2009 (Quelle anpfiff.info)

Thomas Fleischer im Porträt

Ein vereinstreuer "Narr"!
von Peter Tanis
"Komm halt nach Scheßlitz. Ich wohne in dem kleinen Schlößchen!" Recht locker kommt der Mann am anderen Ende der Leitung rüber. Wenige Tage später traf ich ihn: Thomas Fleischer, Spielertrainer des FSV Unterleiterbach II. Vor geraumer Zeit musste dieser für 1 1/4 Jahre komplett auf das Fußball-Spielen verzichten. Und das gerade zu dem Zeitpunkt, als er den Höhepunkt seiner Karriere erreichte. Für anpfiff nahm sich Thomas Fleischer die Zeit für ein Interview und erzählt von einer Karriere mit "Aufs und Abs" und einer besonderen Zuneigung zu einem besonderen Verein.   

Thomas Fleischer


Geboren am: 3.11.1969 in Bamberg
Wohnort: Scheßlitz
Familienstand: geschieden, nun mit Lebensgefährtin (Anja); 1 Sohn (Christian)
Beruf: Rettungsleitstellendisponent


Stationen als Spieler: 1977-1980: SC 08 Bamberg; 1985/1986: BSC Erlangen; 1998/1999: 1. FC Bamberg; 1980-1985, 1986-1998 und 2000-2002: SV Zapfendorf
Stationen als Trainer: 2002-2005: FC Lauf; 2005- Sept. 2007: FV Zeckendorf; seit Okt.2007: FSV Unterleiterbach II
Größten Erfolge: Aufstieg in die Kreisliga und in die Bezirksliga mit dem SV Zapfendorf


Im zarten Alter von fünf Jahren kommt Thomas Fleischer langsam aber sicher auf den Geschmack. Zuerst nur vor dem Fernseher schauend, später als aktiver Spieler auf dem Rasen. "Allan Simonsen von Borussia Mönchengladbach war damals mein großes Vorbild. Wenn ich zugeschaut hab, was der mit dem Ball anstellen konnte, wurden meine Augen immer größer." Die Abschlußtabelle der Bundesliga 74/75 belegt, dass die "Gladbacher" damals das Spitzenteam der Bundesliga waren und mit sechs Punkten Vorsprung vor der Berliner Hertha Meister wurde. Doch anstatt nur seinen Vorbildern auf dem Bildschirm zuzusehen, tat es Fleischer seinem Vater gleich und trat der Fußballabteilung des SC 08 aus Bamberg bei. Sein erster Trainer war dort "Bubi Blum", der damals das Talent Harry Koch, ehemaliger Bundesliga-Profi, hervorbrachte. "Mit Harry als Verteidiger des SV Hallstadt und mit mir als Offensivspieler meiner zweiten Anlaufstelle, dem SV Zapfendorf, mussten wir oft gegeneinander antreten. Echt stark, was der für eine Entwicklung gemacht hatte. Auch mein erster Trainer, Bubi Blum, war eine richtige Größe im Bamberger Fußball!"
Allerdings reichten Traingseinheiten und Saisonspiele nicht aus, um Thomas Fleischer zufrieden zu stellen. In der Nähe des Kunigundendamms wohnte er damals und traf sich mit Freunden, um an selbiger Stelle auf der Wiese auf Höhe des FT City Beach zu kicken. "Da musste man nicht groß Leute anrufen oder Termine oder Treffpunkte ausmachen. Da waren immer Jugendliche, mit denen ich Fußball spielen konnte." Meist traf sich Fleischer mit Jürgen Pflaum (heute Trainer der SpVgg Stegaurach) und Holger Baumgartl (Mitspieler beim 1. FC Bamberg), um dann gemeinsam zur Wiese zu laufen. Tore gab es da nicht, ein paar Shirts oder Schuhe sollten als Torpfosten reichen. Mit einfachsten Mitteln also wurden eine ganze Menge "Kids" zufrieden gestellt.

Erster Kontakt zum SV Zapfendorf

Mit der Mutter zog er wenig später nach Zapfendorf. Jedoch ohne den Vater, da die Eltern zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden waren. Hier spielte Thomas Fleischer bis zu seinem 15. Lebensjahr und lernte die Grundtechniken beim Fußball. Eine Lehre zum Koch in Nürnberg wog ihn dann dazu, zu seinem Vater in das näher gelegene Erlangen zu ziehen. Nach nur einem Jahr brach er die Ausbildung ab und zog zu seiner Mutter nach Staffelstein, um eine neue Lehre - diesmal zum Metzger und die er auch abschließen sollte - zu beginnen. Nicht weit vom Kurort entfernt befindet sich die Sportanlage des SV Zapfendorf, zu der er dann regelmäßig fuhr. Das Vereinsleben mit seiner früheren Mannschaft gewann an Bedeutung. Auf den Jugendbereich folgte der Herrenbereich, in dem Fleischer seine größten Erfolge feierte. Maßgeblich am Erfolg beteiligt und für die aufregende Zeit verantwortlich waren seine zwei Lieblingstrainer: Walter Kraus und Rudi Stöckert. "Der Walter war Klasse. Was ihn ausmachten waren insbesondere drei Eigenschaften: Ruhe, Menschlichkeit und Sachverstand. Leider hörte er in der 93er-Saison auf. Sein Erbe trat Rudi Stöckert an, der seine Sache mindestens genauso gut machte. Das war so einer, der mit 40 noch 120% auf dem Platz gab. Fußballerisch und kameradschaftlich für mich ein absolutes Vorzeigemodell."


War schon immer für seinen Kampfgeist bekannt: Hier setzt Thomas Fleischer für seinen SV Zapfendorf zur Grätsche an.


 

Ein Streit - und dann klopfte es an der Tür


Zwei Mal waren die Zapfendorfer aufgestiegen und hatten sich zum harten Kern der Bezirksliga dazugesellt. Am letzten Spieltag der Saison 97/98 kam es in und nach dem Derby gegen den Nachbarn aus Kemmern jedoch zur Auseinandersetzung mit dem Sportverein. "Ich war zu dem Zeitpunkt tief enttäuscht und lies meinem Frust freien Lauf. Am nächsten Tag klingelte es an meiner Tür. Uli Pechthold, damals Trainer des Landesligisten 1. FC Eintracht Bamberg, stand in meiner Einfahrt. Frag mich nicht, woher er wusste, dass ich auf der Suche nach einem neuen Verein war. Ich war mit meinen 29 Jahren eigentlich schon zu alt, um nochmal in der Landesliga anzugreifen. Aber Uli schaffte es dennoch, mich zu ködern. Wenn ich zurückblicke, hätte ich viel eher zu einem Verein der Landesliga wechseln müssen."


Im Spiel gegen den TSV Großbardorf erhielt Thomas Fleischer ein Sonderlob von seinem Trainer zu FC-Zeiten: Uli Pechtold


 
Verletzung verhindert weitere Landesliga-Auftritte


Schnell hatte sich Fleischer zum Stammspieler gemausert, doch nach einem drei-viertel Jahr sollte das Abenteuer Landesliga wieder vorbei sein. Die Folge einer Operation an der tendo calcaneus, auch besser bekannt als die Achillessehne, war eine Auszeit vom Spielbetrieb für gut 15 Monate. Infolge dessen sah Fleischer keine Zukunft mehr beim FC und wechselte - wieder zurück zum SV Zapfendorf. Den Abstieg der nördlich von Bamberg gelegenen konnte er aber nicht abwenden. Eher zufällig kam der heutige Unterleiterbacher Trainer mit 32 Jahren zum FC Lauf, um dort erstmals als Spielertrainer zu fungieren.

Trainerjob als Kombination aus Bund und Disponent?

Nach je drei Spielzeiten beim FC Lauf und beim FV Zeckendorf hat Thomas Fleischer Oktober 2007 das Kommando über die junge zweite Mannschaft der Unterleiterbacher übernommen. Acht Jahre beim Bund und heute Disponent der Rettungsleitstelle in Bamberg - das passt irgendwie zu der Arbeit eines Trainers. Einerseits Erfahrung im Geben von Kommandos, andererseits das Beordern der Spieler auf dem Platz, was sie wo zu tun haben. Über seine persönliche Zukunft hat sich Thomas Fleischer noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. "Momentan läuft es in Unterleiterbach kameradschaftlich richtig gut. Und unser Ziel, mindestens Platz sieben in der A-Klasse 4, haben wir noch lange nicht erreicht. Um hier längerfristig Erfolg garantieren zu können, brauchen wir, insbesondere die erste Mannschaft, einen größeren Kader. Zudem könnt ich mir vorstellen - wenn die Zeit dafür reif ist - eine Pause einzulegen, und dann eine Mannschaft Bezirksliga aufwärts zu trainieren."
Abseits des Platzes interessiert sich Thomas Fleischer überwiegend für schöne und schnelle Autos. Besonders gern ist er mit seinem BMW Cabrio unterwegs. Die Freundin ist natürlich auch dabei, wenn sie sich auf Tour begeben. Lieblingsziel ist hierbei die Landschaft der Fränkische Schweiz. Weitere Hobbies, die der Unterleiterbacher Spielertrainer im Sommer gerne nacheifert, sind Radfahren und Joggen. Alles, was einen fit hält eben.

Erst am Anfang

Mit 32 begann seine Trainerkarriere. Vor wenigen Tagen ist er 40 geworden. Reichlich Zeit bleibt Thomas Fleischer als noch, um nach einem Team in den höherklassigen Regionen Ausschau zu halten. Schritt für Schritt geht er nichts desto trotz erstmal an seine Aufgabe in Unterleiterbach, die in der Hinrunde 2009 wenig zufriedenstellend verlief, an. Sichtlich ist er noch mit seiner ganzen Leidenschaft am Ballsport Fußball dabei - das zeigt nicht nur die Urlaubsplanung. Diese musste von klein auf immer so gelegt werden, dass kein Training und schon gar kein Spiel versäumt wurde. Und wer weiß - vielleicht zieht ihn sein Schicksal wieder nach Zapfendorf. Wer weiß...